Hängt es damit zusammen, dass die Bogenschützen grosse Individualisten sind, dass alle dasselbe auf so verschiedene Art und Weise tun?

Wer Fussball spielt, tut das überall und immer auf die gleiche Weise. Beim Bogenschiessen ist das anders. In der Schweiz kann man in fünf verschiedenen Bogendisziplinen (Recurve, Compound, Langbogen, Blankbogen, Instinktivbogen) an vier schiedenen Arten vor Turnieren teilnehmen (Schiebenschiessen im Freien und Indoor, Feldbogenschiessen und 3D). Je nach Alter und Geschlecht schiesst man in einer der zwölf Klassen (Piccolo, Mini, Jugend D/H, Kadett D/H, Junior D/H, Damen, Herren, Master D/H). Wenn man die Disziplinen mit den Klassen kombiniert, entstehen dann die Kategorien. Wer nun Lust hat, kann selber ausrechnen, wieviele Medaillengewinner an Schweizermeisterschaften das jährlich gibt? Jedenfalls, Rangverkündigungen dauern bei den Bogenschützen jeweils recht lange....

Die fünf Disziplinen

Wenn wir mit Leuten ein sogenanntes Plausch-Schiessen durchführen, benützen wir dafür den Blankbogen und wenden die entsprechende Schiesstechnik an. Man greift dabei etwa zwei, drei Fingerbreit unter dem Pfeil in die Sehne, was es zusammen mit leichtem Verkanten des Bogens erlaubt, über den Pfeil zu zielen. Auf diese Weise erreicht man ohne ein Visier zu benützen erstaunlich gute Ergebnisse. Jeden Sommer vermitteln wir so vielen Leuten eine erste Erfahrung mit dem Bogenschiessen. 

Der Instinktivbogen ähnelt dem Blankbogen, muss aber einfacher aufgebaut sein und man darf nicht so weit unter den Pfeil untergreifen. Diese Disziplin geniesst an den Wettkämpfen in der Schweiz einen hohen Stellenwert. Auch Bowhunter genannt, ist der Instinktivbogen das bevorzugte Gerät der 3D-Schützen, das heisst der Leute, welche durch den Wald streifen und auch Schaumstofftiere in Originalgrösse schiessen.

Der Langbogen ist die Jagd- und Kriegswaffe von prähistorischer Zeit bis ins Mittelalter. Noch im Jahre 1415 haben die Bogenschützen beispielsweise die Schlacht von Agincourt zugunsten des englischen Königs entschieden. Der Bogen konnte sich lange behaupten, weil im Vergleich zu den Armbrüsten und den frühen Feuerwaffen eine ungleich höhere Schusskadenz möglich war. Ein Langbogen ist in entspanntem Zustand ein gerader Stecken (franz. "arc droit") und kann aus Holz, aber auch mit modernen Verbundwerkstoffen gefertigt sein. An den Schweizer Turnieren gibt es viele Schützen, die stolz darauf sind, mit ihrem selbst gefertigten Langbogen anzutreten.

Der Recurvebogen ist die einzige an olympischen Spielen zugelassene Disziplin und erfreut sich deshalb eines hohen Stellenwerts. Die Schiesstechnik kann weitgehend der uralten Langbogentechnik zugeordnet werden, allerdings steht zum Zielen ein Visier zur Verfügung und die Zughand wird für eine hohe Konsistenz unter dem Kinn platziert. So können auf die internationale Standarddistanz von 70 Metern erstaunlich gute Resultate erzielt werden. Meist werden neue Schützen, die in den Turnierbetrieb einsteigen wollen, am Recurvebogen ausgebildet und viele bleiben dann auch gleich dabei.

 

 

 

 

 

 

 

Die höchste Präzision verspricht der Compoundbogen. Durch sein Kabelsystem wird das Spannverhalten umgekehrt, das heisst der/die Schiessende muss zu Beginn des Spannvorgangs den höchsten Widerstand überwinden. Mit zunehmendem Spannen des Bogens nimmt der Widerstand kontinuierlich ab, so dass man sich im Vollauszug voll auf den Zielvorgang konzentrieren kann. Beim Lösen der Sehne ist der Verlauf dann genau umgekehrt, das heisst der Pfeil wird kontinuierlich immer mehr beschleunigt und verlässt den Bogen, wenn dieser die grösste Energie freigibt. Die hohe Pfeilgeschwindigkeit und die Visiereinrichtung mit Referenzpunkt an der Sehne (peep-eye) verleihen dem Compound eine bei den anderen Bogenarten unerreichte Präzision.

Weitere Informationen finden sich hier:

 http://de.wikipedia.org/wiki/Bogen_(Waffe)